Seit frühgeschichtlicher Zeit war die häusliche Herstellung von Webstoffen aus Baumwolle und Wolle, und in geringerem Umfang auch Seidenfäden, in der karakalpakischen Kultur weit verbreitet. Handweberei war Aufgabe der Frauen. Sie stellten das Garn mithilfe einer Spindel (Urschik) oder einem Handspinnrad (Scharik) her, und webten es auf einer schmalen Balkenwebmaschine (Ormek) oder einem Apparat mit Trittbrettern (Kosak).
Bemerkenswert ist, dass alles Webgarn mit pflanzlichen Farben gefärbt wurde – Bojau. Gelb wurde aus der Rinde der Ölweide (Dschide) gewonnen, aus Süßholzwurzeln (Bojan), Maulbeeren oder Aprikosenbäumen und den Blüten von Tamarisken (Dschingil). Gelb und Orange wurden aus Maulbeerblättern (Tut) hergestellt, Rot aus Quellern (Tomar). Um das Garn blau zu färben, wurde Indigo (Nil) aus Buchara, Samarkand, Westasien und Indien importiert.
Zur Gewährleistung der Langlebigkeit, Geschmeidigkeit und Farbigkeit der Handarbeiten wie auch zur Verringerung der Aufnahme von Staub und Schmutz, wurde weißer Baumwollstoff zunächst in einer Mischung aus Wasser und Grütze (weißes Durra) gekocht, während die bunten Stoffe mit Stärke überzogen wurden (More-Basiu).
Weberinnen produzierten verschiedene Arten von Baumwollstoffen – einfarbige, raue Kattunstoffe, gestreifte Alascha, karierte Schatirasch, wertvolle Webfilze (Schal) aus feiner Kamelhaarwolle, sowie Stoffe aus der Wolle von Ziegen und Schafen.
Die Bevölkerung der Regionen im südlichen Karakalpakstan stellte eine geringe Anzahl von Seidenstoffen (Dschipek) her. Dschipek – dunkles purpurrot mit schmalen weißen Streifen – wurde zum Nähen weiblicher orientalischer Kapuzengewänder verwendet, Dschegde für junge Frauen, und elegante orientalische Gewandungen, Schapan, für Männer und Frauen.
Schließlich produzierten karakalpakische Frauen auch verzierte Teppichstoffe und Vorleger. Heute wird die Tradition des Webens auf einem Ormek-Webstuhl wiederbelebt. Frauen und Mädchen nutzen die Technik zur Herstellung von gemusterten Teppichen und Vorlegern für die Jurte.