Seit Urzeiten verzierten karakalpakische Frauen handgewebte Baumwollstoffe mit Kreuzstich und Stickereien, die den natürlichen geometrischen Mustern des Webstoffes folgten. Sie verwendeten dazu eine Nadel und einen Seidenfaden. Diese Technik wurde Schiris-Nagis genannt. Eine große Vielfalt an kunstvollen Ausschmückungen wurde durch Kettenstich auf werkseitigem Stoff erreicht. Die Säume wurden manuell mit einem gewebten Band aus Seidenlitzen und einer gedrehten Einfassung aus Seide bearbeitet.
Allgemein schmückten Stickereien die Kleidung von Frauen, beispielsweise einen Kopfschmuck, ein Kleid, ein Brustband mit „Haube“ und eine Kapuzenrobe. Erstaunlich reich verzierte Stickereien fanden sich auf Brautgewändern – eine lange Tunika (Kok Kojlek), ein Kopfschmuck mit Brustband (Kizil-Kijmeschek) und ein hoher, „helmartiger“ Nackenschutz (Saukele). Das Gewand wurde über mehrere Jahre von der Braut selbst hergestellt.
Für die Hochzeit verzierte die Braut Ärmel für eine Robe und ein Übergewand sowie Halsbänder für ein Kleid und einen Umhang, kleine Haushaltsgegenstände (Kesselhalter, Jurtenamulette), und auch Geschenke für ihre Schwiegermutter (Kapuzengewand Ak-Dschegde) und ihren Bräutigam (Amulette für das Gewand und den Mantel aus Schaffell, eine Gürteltasche zur Aufbewahrung von Tee).
Alte karakalpakische Stickerei kombinierte kleine Zierelemente mit kontrastierenden, vornehmlich scharlachroten Fäden. Farbharmonie wurde durch Halbtöne aus Rot, Braun, Pistaziengrün und goldgelben Farben gewonnen.
Karakalpakische Muster zeigten kosmische Symbole: kreuzförmige und vertikale Auslässe (Sonnenwende, Himmelsrichtungen), Zickzackmuster (himmlisches Wasser) und Diamanten (Fruchtbarkeit). Besonders starke Kräfte wurden den Mustern von Hörnern, Fröschen, Gänsehälsen, Skorpionstacheln, Krähenkrallen, Vogelzungen, Hundefährten, Sprossen und Blumen zugeschrieben. Schmuck, Werkzeuge und Jagddarstellungen waren in der karakalpakischen Stickerei ebenfalls sehr beliebt.