HOLZSCHNITZEREI
Im 19. Jahrhundert wurden die meisten Holzschnitzereien für den Bau der Jurte verwendet. Hochentwickelte Schnitzkunst zierte Türen, Herdplatten, Bücher und Schmuckkästchen, aber auch Dosen zur Aufbewahrung von Werkzeug und Messern. Runde Tische für das Ausrollen von Teig (As-takta) waren auf eine äußerst merkwürdige Art und Weise angebracht – sie wurden mit einer eingekerbten Rückseite an die Wand gehängt und ähnelten dadurch einem Kampfschild. Schnitzereien verzierten auch die Jurtenmöbel: Sab-ayak (ein Ständer für die Aufbewahrung von Getreide, Mehl und Brot mit einer großen Schüssel darunter) und Sandik (ein kleiner Schrank und Ständer für Decken).
Traditionelle Schnitzmuster der Karakalpaken umfassten tierähnliche Figuren, wie zum Beispiel Widder- (Mujis), Bullen- und Hirschhörner, sowie Motive von Vögeln, Fledermäusen, Schildkröten und Fischen. Florale Ornamente stellten Steppenkraut und Wasserpflanzen, Schwertlilien und Tulpen dar. Diese Muster waren ähnlich denen in der Oase Chiwa. Andere karakalpakische Schnitzmuster zeigten Diamanten, Kreuzformen, Rosetten und Spiralen. Abbildungen von gleichförmigen Gegenständen wurden auch auf Möbeln verwendet. Ein Sab-ayak konnte Schnitzereien von Teeschalen, einem Kamm oder einer Axt zeigen, während Türschnitzereien auch Stiefel, einen Fischerhaken, Messer oder Schmuckstücke beinhalteten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen Malereien die Schnitzkunst abzulösen. Sandik-Schränke erhielten reich verzierte Malereien von Wassergläsern und gekreuzten Küchenmessern. Dies sollte das Haus vor bösen Geistern schützen.
Allgemein verzierten Holzschnitzereien in Karakalpakstan vor allem Haushaltsgegenstände und Werkzeuge – Wiegen, Musikinstrumente, Geschirr, Sättel und Pferdekummets, Karren, Boote, Ajwan-Pfähle in Lehmhäusern und vieles mehr. Heute wird Holz unter anderem für Gebäude, den Bau einer Jurte, volkstümliche Musikinstrumente und Haushaltsgeräte wie Kisten, Wiegen oder Laufstühle für Kleinkinder verwendet. Im 20. Jahrhundert hatte die Schnitzkunst auch einen großen Einfluss auf die Entwicklung der bildenden Künste, vor allem die Bildhauerei.