Schilpik (1.-4., 9.-11. Jahrhundert) liegt auf einer Spitzkuppe am rechten Ufer des Amudarja, 43 Kilometer südlich der Stadt Nukus. Hierher wurden entsprechend der zoroastrischen Religion die Körper Verstorbener zur Verwesung gebracht. Die Knochen wurden später von Hinterbliebenen aufgesammelt und in ein Beinhaus gelegt. Eine Legende berichtet: „… in früheren Zeiten wurden die Alten von den Menschen auf einen Berg verstoßen. Eines Tages entschied ein junger Mann, der den Namen Schilpik trug, seinen Vater auf den Berg zu bringen. Auf seinem Weg hinauf machte er Rast und setzte sich. Sein Vater begann zu lachen. Schilpik fragte: ‚Warum lachst du? Ich werde dich auf der Bergspitze zurücklassen.‘ Sein Vater entgegnete: ‚Als ich jung war, brachte auch ich meinen Vater hierher und entschloss mich, eine Pause zu machen. Daran habe ich mich soeben erinnert.‘ Schilpik änderte daraufhin seine Meinung und versorgte seinen Vater heimlich zuhause. Wäre seine Tat bekannt geworden, hätte er zum Tode verurteilt werden können. Nach einiger Zeit wurde ein Padischah des Landes krank. Ärzte von nah und fern wurden gerufen, doch keiner konnte etwas ausrichten.
Da erzählte Schilpiks Vater ihm von einer Kräutertinktur, die den Padischah heilen konnte. Er ging zum Padischah und berichtete ihm davon. Durch die Tinktur genas dieser und fragte Schilpik, wie er von diesem wunderbaren Kraut erfahren habe. Er antwortete: ‚Wenn du mir vergibst, werde ich mein Geheimnis lüften.‘ Der Padischah erklärte sich einverstanden. ‚Mein alter Vater erzählte mir davon. Ich kümmere mich heimlich um ihn in meinem Haus. Wenn du davon erfahren hättest, wäre ich nun tot.‘ Nach diesem Gespräch erließ der Padischah eine Verordnung mit folgender Bestimmung: ‚Fortan dürfen keine alten Menschen mehr auf dem Berg zurückgelassen werden, und sie müssen versorgt werden bis zu ihrem natürlichen Tode.‘“