Feierlichkeiten und bräuche

Karakalpakische Bräuche und Rituale stammen noch aus den Kulturen der Saken, Petschegenen und Oghusen. Heute finden sie sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens wieder, zum Beispiel in der traditionellen Gastfreundschaft und in Feierlichkeiten. So wird der Ehrensitz stets einem Gast zugewiesen. Er erhält zudem einen besonderen Teil des traditionellen Nationalgerichts (den Kopf oder einen anderen Körperteil eines Opfertieres). Nach dem Mahl gibt es eine Zeremonie der „Schalen-Entgegennahme“. Die Frau oder Schwiegertochter des Gastgebers erhält die Schalen, macht eine tiefe Verbeugung und verlässt rückwärtsgehend den Raum. Anschließend hält der Ehrengast eine Rede voller guter Wünsche für die Besitzer des Hauses. Schließlich gießen junge Familienmitglieder (der jüngste Sohn oder die jüngste Schwiegertochter) Wasser aus einem Kännchen, mit dem die Gäste sich die Hände waschen können.

Das Volk der Karakalpaken hat einen sehr sonderbaren Hochzeitsbrauch, der mehrere Rituale vor und nach der Hochzeit einschließt. Zum Beispiel wird im Haus der Braut eine große Feier mit einem Festmahl abgehalten. Jedes Mitglied der Sippe wird eingeladen, darunter auch die Familie und Nachbarn der Braut. Am Tag der Hochzeit bringen die Verwandten des Bräutigams ein Schaf oder Kalb (manchmal einen Bullen) und verschiedene Geschenke für die Familie der Braut.

Wenn der Bräutigam sich dem Haus nähert, kommen ihm die Vertreter/innen der Braut (für gewöhnlich Frauen aus der Nachbarschaft) entgegen und erhalten ein Lösegeld. Am Tag der Hochzeit wird der Bräutigam von jungen Männern und sogenannten „Hochzeitspaten“ begleitet, die an seiner Stelle das Lösegeld bezahlen. Wenn das Fest sich dem Ende zuneigt, muss der Bräutigam ein zweites Lösegeld zahlen, das auf einen Teller gelegt wird. Danach bezahlt er die Ehestifter der Braut. Sie nähern sich dem Bräutigam mit Schalen voller Wasser und „drohen“, es über den Bräutigam und seine Ehestifter zu gießen. Wenn der Bräutigam das Haus verlässt, fordern die Ehestifter der Braut ein erneutes Lösegeld. All diese Rituale werden auf eine überaus komische Art aufgeführt.