Historisches erbe

Die Karakalpaken sind ein turksprachiges Volk. Ihre Geschichte hat sich über Jahrhunderte entwickelt und nahm ihren Anfang mit den vorzeitlichen Stämmen aus den Steppengebieten rund um den Aralsee. Laut S.P. Tolstow, einem berühmten Erforscher der zentralasiatischen Kultur und Geschichte, waren die ältesten Ahnen des Karakalpakenvolkes die Stämme der Saken und Massageten (Massageten der Sümpfe und Inseln), welche das südliche Ufer des Aralsees besiedelten. Sie waren Halbnomaden, die von Ackerbau, Fischfang und Viehzucht lebten.

Während des Mittelalters bestand der ethnische Kern des Karakalpakenvolkes aus Stämmen der Oghusen und Petschegenen. Sie lebten nicht nur an den Unterläufen des Amudarja und entlang des Aralseeufers, sondern auch in einem wesentlich weitläufigeren Gebiet – von der Aralseeregion bis hinauf zur Wolga. Später war ihr Wohlstand eng mit dem Stamm der Kiptschaken verknüpft, die im 11. Jahrhundert aus dem Gebiet der Irtysch kamen. Die Karakalpaken gehörten sowohl vor als auch nach der mongolischen Invasion zum direkten Umfeld dieser Stämme. Unter dem Druck der Kiptschaken wanderten Teile des Petschegenenstammes nach Westen, wo sie daraufhin in russischen Chroniken als Schwarzhüte bezeichnet wurden (12. bis 14. Jahrhundert). Die Zurückgebliebenen siedelten nah am Ufer des Aralsees und wurden in orientalischer Literatur als Kawmi Kulatschi-Sijach bezeichnet (ein Schwarzhütestamm).

Schließlich ist ein wichtiger Abschnitt in der ethnischen Geschichte der Karakalpaken mit der post-mongolischen Periode verknüpft, als das Reich der Goldenen Horde zerfiel. Im 16. und 17. Jahrhundert lebte der Großteil der Karakalpaken am Mittel- und Unterlauf des Syrdarja. Nachdem der Fluss Amudarja gegen Ende des 16. Jahrhunderts seinen Lauf geändert hatte, siedelten sich die anderen Stammesmitglieder an dessen Niederungen an. 

In der Mitte des 18. Jahrhunderts wanderte eine Gruppe der Karakalpaken nach Samarkand, Buchara und in das Ferghanatal. Zu dieser Zeit lebte der Großteil der Bevölkerung an den Unterläufen des Amudarja und Dschanadarja (Region um den südlichen Aralsee). Dort stellten sie alte Bewässerungssysteme wieder her und konstruierten Neue: die Basis für blühende landwirtschaftliche Anbauflächen. Währenddessen bildete sich durch Bündnisse einzelner Stämme ein neuer Siedlungstyp heraus. Somit hatte jeder Aul (Dorf oder Siedlung) seine eigene Festung (Korgan), umgeben von hohen Mauern und Erdwällen um das Anwesen des Stammesfürsten herum.

Das Volk der Karakalpaken teilte sich in zwei Linien (Aris) – On-tort uru und Kongrat, die aus Stammes- und Sippengruppen bestanden. Die bei weitem einflussreichsten Gruppen in der Linie der On-tort uru waren die Ktay, Kipschaken, Kenegesen und Mangit. Aris Kongrat umschloss zwei große Stammesverbände – Schulluk und Jaungir. Jede dieser Gruppen unterstand einem Stammesältesten (Biy) und/oder einem militärischen Führer (Batir).

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Karakalpaken in das Khanat (Fürstentum) Chiwa aufgenommen. Nach der Eroberung Zentralasiens durch das russische Zarenreich wurden die Karakalpaken jedoch zwischen dem Generalgouvernement Turkestan (auch „Russisch-Turkestan“) und dem Khanat Chiwa – auf die Fürstentümer Khodjeyli (Xoʻjayli) und Kungrad (Qoʻngʻirot) – aufgeteilt.

In den 1920er Jahren schlieβlich, fanden die laufenden historischen Ereignisse auch an den Unterläufen des Amudarja ihren Widerhall. So wurde die Autonome Region Karakalpakstan gegründet.

Als die Republik Usbekistan dann 1991 ihre Unabhängigkeit erlangte, wurde Karakalpakstan ein Jahr später zu einer souveränen Republik innerhalb Usbekistans deklariert. Die Stadt Nukus – die Hauptstadt der Republik Karakalpakstan – liegt inmitten der Sandgebiete im südlichen Teil des heutigen Amudarja-Deltas. Sie ist eine der „jüngsten“ usbekischen Städte. Vom 4. bis 3. Jahrhundert vor Christus gab es auf dem Gebiet der Stadt eine antike Siedlung der Schorschen.

Heute ist Karakalpakstan eine wachstumsstarke Region mit einem reichhaltigen Natur- und Kulturerbe. 

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