KULTURELLES ERBE
Karakalpakstan verfügt über ein einzigartiges und reiches kulturelles Erbe. Es umfasst altertümliche architektonische und archäologische Monumente ebenso ein wie originelle Folklore, darstellende Künste, Feste und Bräuche, wie auch traditionelle Handwerkskunst.
Das Gebiet von Karakalpakstan ist reich an architektonischen und archäologischen Denkmälern, von denen die meisten der Verteidigung dienten, darunter auch eine Anzahl beeindruckender Festungen entlang ehemaliger Siedlungsgrenzen. Die ältesten Anlagen stammen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., als sich das antike Choresmien aus dem Achämenidischen Reich befreite.
Zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde Alt-Choresmien von der ursprünglichen Kultur des Kuschana-Reiches beeinflusst, wovon die prachtvolle Festung Toprak-kala und die dazugehörige Siedlung auf lebhafte Weise Zeugnis ablegen. Während dieser Periode entstanden neue Bauweisen, darunter kleinere Festungsanlagen innerhalb der Siedlungsgebiete.
Das antike Choresmien ist die Geburtsstätte des Zoroastrismus. Dies zeigt sich in mehreren noch bestehenden archäologischen Stätten: Dachmas, Tempel zur Feueranbetung, Nekropolen mit Beinhäusern und andere. Der Aufstieg des Islam im 8. Jahrhundert n. Chr. hat nicht nur Lebensweise und Religion verändert, sondern auch die Architektur. Gebrannter Ziegelstein wurde als neuer Baustoff eingeführt. Er wurde das vorherrschende Material für den Bau hochentwickelter Mausoleen, Moscheen und Tekken (Khanqahs) mit Kuppeln, die prachtvoll mit architektonischen Verzierungen und Inschriften geschmückt sind.
Seit Jahrtausenden befindet sich die Aralseeregion an einer Schnittstelle verschiedenster Kulturen. Die Große Seidenstraße, die eine bedeutende Rolle in der Entwicklung kultureller und wirtschaftlicher Beziehungen zu Europa, Westasien, dem Kaukasus, Zentralasien und China spielte, führte mitten durch das Ustjurt-Plateau. Es wird vermutet, dass ein Ausläufer der Seidenstraße die antike Stadt Tanais an den Unterläufen des Don kreuzte, danach Russlands südliche Steppen, das Gebiet um die Untere Wolga und die Aralseeregion durchquerte und sich schließlich, über Süd-Kasachstan verlaufend, im Altaigebirge und Ost-Turkestan mit der Hauptroute der Großen Seidenstraße vereinte. Eine weitere Nebenstraße führte von der nördlichen Aralseeregion durch Choresmien nach Sogdien, wo sie nach Süden abbog. Als eine Folge dieser Verzweigung finden sich auf diesem riesigen Gebiet zwischen den Oasen im Ferghanatal und der wüsten Küste des Aralsees mehrere Tausend historische und architektonische Denkmäler, die ihren Ursprung in der Geschichte der Großen Seidenstraße haben.
Die nationale Identität der Karakalpaken spiegelt sich deutlich in ihrer reichen Folklore, den anmutigen Tänzen, origineller Musik und Festen wider, welche auch heute noch eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben der Menschen einnehmen. Entsprechend erfreuen sich beispielsweise die Sänger und Musiker Jirau und Baksi, wie auch die Epen Alpamis und Kirik kiz, weiterhin einer großen Beliebtheit.
Karakalpakische Traditionen zeigen sich besonders deutlich in den überlieferten Handwerkskünsten. Einfache Ornamente und Formen alter Werkstücke verweisen auf ihre Beziehung zu den Künsten antiker und mittelalterlicher Nomaden in Zentralasien. Traditionelles karakalpakisches Handwerk entwickelte sich vornehmlich aus den notwendigen Haushaltsgegenständen für ein Leben in der Jurte und wurden aus dem gefertigt, was gerade vorhanden war: Wolle, Fell, Knochen, Holz und Baumwolle. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellten Frauen immer noch verzierte Bodenmatten her, farbenfrohe Filzdecken als Dekoration für die Jurte, Webdecken, gemusterte Teppiche und Flickarbeit. Jede erwachsene Frau war in der Kunst der Stickerei bewandert. Männer gingen körperlich aufwendigeren Arbeiten nach, bauten Jurten und Musikinstrumente, betrieben Holzschnitzerei, Schmuckherstellung, Lederbearbeitung und andere Handwerke.